Moskau am Abend des 10.10.2015
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Ein Jahr beim Gedenkdienst in Moskau


Schon seit dem ich vor 5 Jahren begonnen habe, Russisch zu lernen, übt das östliche Riesenreich eine große Faszination auf mich aus. Deswegen wollte ich die Chance nutzen, im Rahmen des Auslandszivildienstes nicht nur die russische Sprache auf ein gutes Niveau zu bringen, sondern mich auch in die Kultur dieses spannenden Landes vertiefen. 

Dazu meldete mich beim "Österreichischen Auslandsdienst" für  einen Gedenkdienst am Russian Research and Educational Center an. Aus meinem beschaulichen Heimatort Moos in Salzburg wurde also die Megametropole Moskau. Kurz gesagt: Ein Jahr Russland ist eine Erfahrung, die auf jeden Fall bleibt.

Das Leben in der pulsierenden Großstadt ist selbstverständlich gewöhnungsbedürftig und nicht für jedermann. Die vielen Menschen, der lange und eiskalte Winter, die riesigen Boulevards...dies alles sind Gründe, warum ich Moskau zwar nicht als die schönste Stadt der Welt beschreiben würde, aber definitiv als die faszinierendste. Ich fühlte mich auf jeden Fall zwischen den Zarenschlössern und Chruschtschow-Wohnblocks womöglich gerade aufgrund des herben Charmes sehr wohl. So konnte ich mich schnell für russische Traditionen begeistern, speziell für das Eisbaden im Winter

Aber auch die russische Küche, insbesondere Pelmeni, die zu einer meiner Hauptnahrungsmittel wurden, konnten mich für sich gewinnen. Was mich aber am meisten verblüffte, war die unglaubliche Kontaktfreudigkeit und Gesprächigkeit der Russen. Oft reichte es, mit zufällig anwesenden Fremden ein paar Worte zu wechseln, worauf diese oft fragten, in welcher abgelegenen russischen Provinz man denn mit so einem Akzent spreche, um ein langes Gespräch zu führen und neue Bekannte zu gewinnen. 

Auf der einen Seite habe ich den Eindruck, dass man in Russland zwar nie wirklich ganz als "einer von ihnen" betrachtet wird", auf der anderen Seite genießt man als Ausländer oft das ungebrochene Interesse der Mitmenschen. Warum kommt ein Mitteleuropäer nach Russland? So lautet eine gängige, selbstkritische Frage.

Obwohl ich natürlich Russland vorher schon gut kannte, konnte mich so einiges verblüffen. Beispielsweise die grenzenlose Großzügigkeit der Menschen und ihre Aufgeschlossenheit.

Der Gedenkdienst am russischen Holocaust Center (научно-просветительный центр "Холокост") ermöglichte mir dabei noch mehr spannende Einblicke. Da die Forschung über die Verbrechen der nationalsozialistischen Okkupanten gegenüber der jüdischen Bevölkerung der Sowjetunion erst seit den 90-er Jahren an Fahrt aufgenommen haben, ist es umso spannender, in einer (ausländisch finanzierten) NGO zu arbeiten, die große Arbeit in der Informatin der russischen Bevölkerung leistet. Das Zentrum kooperiert mit russischen Behörden, u.a. mit dem russischen Außenministerium, um Ausstellungen in Parlamenten im Ausland zu organisieren. Auch gab mir die Tätigkeit des Gedenkdieners die Möglichkeit, viele interessante Konferenzen zu besuchen, selbst aufzutreten und nicht wenige berühmte Persönlichkeiten kennen zu lernen.

Rückblickend auf die vergangenen 10 Monate kann ich mit Gewissheit sagen, dass ich während meines Gedenkdiensts vielen interessanten Tätigkeiten nachgegangen bin und ich deswegen mit keine Zweifel habe, die beste Entscheidung getroffen zu haben. Ich weiß, dass ich auf mein russisches Leben mit Freude zurückblicken werde und hoffe, bald wieder zu kommen!




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