Moskau am Abend des 10.10.2015
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X. Kongress der Stiftung „Russkij Mir“


Zum Jubiläumskongress, dem zehnten Kongress der Stiftung Russkij Mir (Bericht und Fotos) versammelten sich über neunhundert Russischlehrer und Kulturschaffende im Bereich der russischen Sprache aus 95 Ländern. Zum ersten Kongress 2007 waren Teilnehmer aus 45 Ländern angereist. 

Das Ziel der Stiftung „Russkij Mir“ ist die Bewahrung der russischen Sprache in Russland und die Unterstützung des Sprachunterrichts und kultureller Veranstaltungen, die Förderung von Bildungsinstitutionen in aller Welt. Die  Stiftung ist in ihrer Finanzierung und Ausrichtung ähnlich den Kultureinrichtungen anderer europäischer Länder wie dem Goethe-Institut und dem Institut Français. Der diesjährige Kongress fand einem Konferenzsaal des Moskauer Rathauses statt.

Der Kongress wurde von Ludmilla Aleskeevna Verbickaja und Vjaceslav Alekseevic Nikonov eröffnet. In den Eröffnungsreden wurde erwähnt, dass weltweit innerhalb der letzten 10 Jahre 140 „Kabinet Russkogo Mira“ (Unterstützung bestehender Bildungseinrichtungen mit elektronischen Medien und Literatur) und 100 „Zentr Russkogo Mira“ (eigenständige Bildungseinrichtungen, angeschlossen an bestehende Universitäten z.B. Innsbruck www.uibk.ac.at/russlandzentrum und Salzburg www.uni-salzburg.at/ruz) eröffnet wurden. 


In seiner Rede erläuterte Nikonov anhand eines Rückblicks auf die Geschichte der Rus, dass (der schwer zu übersetzende) Ausdruck „Russkij Mir“ (russische Welt) nicht eine Erfindung der letzten 10 Jahre oder eine politische Idee ist, sondern eine jahrhundertealte Realität bezeichnet. „Russkij Mir“ umfasst nicht nur das Volk der Russen und Orthodoxe, sondern auch andere Religionen und Nichtgläubige, hunderte Völker weltweit, die sich der Tradition der russischen Kultur verbunden fühlen. Dazu gehören u.a. die Tartaren in Kazan und Russischsprachige in Lateinamerika.

Der Historiker Nikonov wies darauf hin, dass Fürst Vladimir 988 nicht nur das Christentum durch seine Taufe in der Rus offiziell anerkannte, sondern den Bewohnern seines Fürstentums Rus einen Zugang zur geistlichen und wissenschaftlichen Bildung des byzantinischen Reiches eröffnete. Für den 4.11.2016, dem Nationalfeiertag Russlands, war die Einweihung des Denkmals Fürst Vladimirs auf dem Borovickij-Platz geplant. 

Patriarch Kirill, das Oberhaupt der Russischen Orthodoxen Kirche, nannte Russkij Mir eine mulitnationale und multireligiöse Familie, die organisch verbunden ist. Es ist eine über die Blutsverwandtschaft hinausgehende Gemeinschaft an Werten. Nach den Worten des Patriarchen schuf der orthodoxe Glaube und der offene Charakter des russischen Volkes die Rahmenbedingungen für eine Gesellschaft, in der auch andere Religionen ihren Platz haben und Angehörige verschiedener Völker leitende Funktionen in Staat und Gesellschaft inne haben. Patriarch Kirill dankte den Leitern der Stiftung und den Teilnehmern des Kongresses für ihren Einsatz. (Bericht auf der Website des Patriarchats (www.patriarchia.ru)

Am Kongress nahmen auch offizielle Vertreter der islamischen und der jüdischen Glaubensgemeinschaft teil. 

Ein Vertreter der islamischen Glaubensgemeinschaft, Ruschan Abbjasov (Рушан Аббясов) verlas das Grußwort des Vorsitzenden der Muftis Russlands. Er machte auf die Veröffentlichung einer elektronischen, russischen Version des Korans im Internet und für Mobiltelefone mit Unterstützung der Stiftung aufmerksam. Der Vertreter der Muftis wünschte den Teilnehmern des Kongresses „Frieden und Segen des Allerhöchsten“ und unterstrich die Bedeutung der moralischen Werte von Frieden und Güte, die sich gegen Extremismus und Radikalismus richten. Er zitierte  den Koran als Anleitung zum Erhalt der Werte aller Völker. Nach seinen Worten ist die Vielfalt der Völker und Religionen Kennzeichen der „Russischen Welt“.

Berl Lazar (Берл Лазар), einer der beiden Oberrabbiner der jüdischen Glaubensgemeinschaft in Russland, brachte das Bild des friedlichen Miteinanders verschiedener Völker schon in den Klassenzimmern der Schulen. Er fragte, was Frieden heute bedeuten würde. Im Talmud wird diskutiert, welches Symbol für den Frieden stehen könnte. Es sei nicht die Zahl eins oder zwei, sondern drei, weil auch in der Familie die Meinung von Mann und Frau gemeinsam zu einer dritten gemeinsamen Meinung führen soll. Nach den Worten des Oberrabbiners bedeutet Friede nicht Gleichgültigkeit gegenüber dem Glauben der Anderen, sondern ist ein Zustand, in welchem die Meinungen und Weltanschauungen vieler Menschen zum Aufbau des gemeinsamen Friedens beitragen.

Michail Evimovič Švydkoj, spezieller Vertreter des Präsidenten der Russischen Föderation, betonte in seiner Rede, dass sich die Teilnehmer des Russkij-Mir-Kongresses in der ganzen Welt für „Gerechtigkeit, Humanismus und das Gute“ einsetzen. 

Dem Direktor des Griboedov-Theaters in Tiflis wurde die Auszeichnung des russischen Präsidenten „zažluzennij artist“ („verdienter Künstler“) verliehen. In seinen Dankesworten merkte der Direktor an, dass das Theater vor 170 Jahren gegründet und 95% des Auditoriums ethnische Georgier sind.

Erstmals wurde im Rahmen des Kongresses ein Jugendforum organisiert, an dem über 200 junge Wissenschaftler und Studenten  im Bereich der russischen Sprache aus zahlreichen Ländern teilnahmen. Ein Teilnehmer des Jugendforums „Generationen der Welt“, Student der Universität der ungarischen Universtität Pécs, erinnerte in seiner Rede an das Forum am Vortag. Er unterstrich, dass er sich aufgrund seiner Russischkenntnisse nicht nur einen interessanten Arbeitsplatz, sondern auch den Zugang zu einer bereichernden Kultur erhofft. 

In einer Einschaltung zwischen der Reden wurden Initiativen der Stiftung aufgezeigt, die für alle Interessierte auf russkiymir.ru frei zugänglich sind:
- Archiv der Zeitschrift der Stiftung «Русский Мир»  
Internetradiokanal „Russkij Mir“ 
Fernsehstation „Russkij Mir“ 

Magomedsalam Magomedalievitsch Magomedov, stv. Leiter der Administration des Präsidenten der Russischen Föderation, überbrachte das Grußwort von Präsident Vladimir Vladimirovic Putin. Anschließend wurde ein Grußwort des Bürgermeisters Moskaus Sergej Semjonovic Sobjanin verlesen.

Zwischen den Stellungnahmen der Redner traten Musiker auf. Gladkov Grigorij (Григорий Гладков) lobte vor seinem Auftritt («это все Россия») mit einem Kinderensemble die Arbeit von vielen lokalen Initiativen weltweit, welche die Ausbildung von zweisprachigen Jugendlichen und Kindern fördern. Aus Slowenien traten eine Sängerin und ein Violonist auf. Jan Osen (Ян Осни), russischer Sänger, stellte ein Lied vor, das Russland beschrieb, während auf der Leinwand des Konferenzsaals Bilder aus Russland, Kirchen, Moscheen und Naturaufnahmen gezeigt wurden. 

Mit den Versen „Любите cамого себя» von Aleksandr Sergeevic Puskin verlautbarte Nikonov das kommende „Puskinjahr“.




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